2. Internationaler Wissenschaftspreis der HGB-Stiftung verliehen

In Mosbach wurde der 2. Internationale Wissenschaftspreis der HGB-Stiftung verliehen. Auswirkungen von Krieg und Klimawandel auf Ernährungssicherheit im Fokus.

Gruppenbild Preisträger, (c) Stadt Mosbach

In der nordbadischen Stadt Mosbach tagen nicht nur seit bereits über 70 Jahren Biochemiker, Molekularbiologen sowie Rechtsmediziner aus dem In- und Ausland, seit 2023 wird hier auch der Internationale Wissenschaftspreis der Hans Günter Brauch-Stiftung (HGBS) für Frieden und Ökologie im Anthropozän verliehen. Am 10. Oktober stand die zweite öffentliche Verleihung des Preises im historischen Rathaus am Marktplatz an, zu der Interessierte herzlich eingeladen waren. Das diesjährige Thema lautet „Ökozid - Ein politisches und rechtliches Konzept und Auswirkungen von Kriegen und/oder Klimawandel auf die Ernährungssicherheit“.

Oberbürgermeister Julian Stipp begrüßte die Festgäste im historischen Rathaus, "einem Ort der demokratischen Entscheidungsprozesse und bestens geeignet für die Preisverleihung". Stipp dankte Dr. Hans Günter Brauch für dessen Lebenswerk und für die Gründung seiner "kleinen, aber feinen Stiftung". Dieser unterstrich, dass er und seine Mitstreiter mit dem Themenkomplex Anthropozän und Ökozid Neuland betreten haben, die Begriffe mittlerweile jedoch in den internationalen Wissenschaftlichen Diskurs eingegangen seien. Der erste Preisträger des Wissenschaftspreises, Dr. Ide, hat von seine Auszeichnung im vergangenen Jahr profitiert und ist heute Senior Lecturer für Internationale Beziehungen an der Murdoch Universität in Perth und außerordentlicher Professor für Frieden und Nachhaltigkeit an der Universität Hiroshima. 

Dr. Brauch, (c) Stadt Mosbach

Preisträger des mit 3.000 € dotierten Internationalen Wissenschaftspreises 2024 sind der amerikanische Sozialwissenschaftler Prof. Dr. Gregory M. Thaler für sein im Verlag der Yale-Universtität erschienenes Buch „Einen Regenwald retten und die Welt verlieren – Schutz und Verdrängung in den globalen Tropen“ sowie der griechische Völkerrechtler und Rechtsanwalt Dr. Victor Tsilonis für sein im Springer Nature-Verlag erschienenes Buch „Rechtsprechung des Internationalen Strafgerichtshofs“. Beide teilen sich den Preis und das Preisgeld zur Hälfte.
 
Gregory M. Thaler ist ein interdisziplinärer Umweltsozialwissenschaftler, der sich mit politischer Ökologie und politischer Ökonomie der Entwicklung, globaler Umweltpolitik und Agrarpolitik beschäftigt. Ab September 2024 wird er außerordentlicher Professor für Umweltgeographie und Lateinamerikastudien an der Universität Oxford (UK) sein. Zuvor war er Assistenzprofessor für internationale Beziehungen an der Universität von Georgia (USA). Thalers Buch entstand aus seiner Promotion in Regierungslehre, die er 2017 an der Cornell University abschloss. Thaler betonte in seiner Dankesrede: "Every day we can make personal decisions. We can make things worse or we can make things better."
 
Dr. Victor Tsilonis ist geschäftsführender Partner bei NEWLAW, Griechenlands Kandidat für die ICC-Richterwahlen 2020, der vom unabhängigen Beratenden Ausschuss für die Ernennung von Richtern hoch gelobt wurde, und angesehenes Mitglied der International Criminal Court Bar Association, wo er zweimal als Vizepräsident und Vorsitzender des Beratenden Ausschusses für Berufsstandards fungierte. Er hat gut ein Drittel aller veröffentlichten Entscheidungen der ICC-Disziplinarorgane mitverfasst und war Lehrbeauftragter an der Hellenic Open University. Sein bahnbrechendes Werk The Jurisdiction of the International Criminal Court (Springer, 2. Auflage, 2024) befasst sich mit einigen der drängendsten rechtlichen Herausforderungen unserer Zeit, darunter die Regulierung von tödlichen autonomen Waffensystemen, künstlicher Intelligenz, Cyber-Kriegsführung und dem neu entstehenden Verbrechen des Ökozids. Es basiert auf seiner Promotion im internationalen Strafrecht, die er an der Aristoteles-Universität Thessaloniki erworben hat. Beide Bücher befassen sich aus unterschiedlichen Blickwinkeln mit neuen innovativen Erkenntnissen für Wissenschaftler im Bereich Frieden und Ökologie und bieten Brücken in der Forschung über Ökozid.

Neben den beiden Hauptpreisträgern wurden drei Wissenschaftler mit einer internationalen Anerkennung sowie Buchverträgen von Springer Nature ausgezeichnet: Dr. Annet Adong aus Kampala, Uganda für ihr Buch „Bewaffnete Konflikte und erzwungene Umsiedlungen: Anreize und Folgen für Konsum und soziale Präferenzen“, Dr. Melissa Roxana Quispe-Zuniga aus Trujillo, Peru für ihre Dissertation über „Bergbau und kleinbäuerliche Landwirtschaft in den Anden: Sozio-ökologische Wurzeln des Landnutzungskonflikts“ und Dr. Christo Idowu Odeyemi aus Nigeria für sein Buch „Klimasicherheit: Eine Perspektive aus Subsahara-Afrika im Anthropozän“. 

Musikpreisträger NKG, (c) Stadt Mosbach

Die Preise für Musik konnten an die Flötistin Alexandra Fosnea, Mezzosopranistin Madita Baur und den Pianisten Ole Lichtenfels, alle vom NKG Mosbach, übergeben werden, die den Abend auch musikalisch umrahmten.
 
Der Festakt im historischen Rathaussaal schloss mit einer Festrede von Landrat Dr. Achim Brötel „Über lokales Handeln und Umsetzung“ sowie Dankesworten von Dr. Hans Happes. Brötel verwies auf die Zukunft der Dezentralität, insbesondere im ländlichen Raum: "Wer ganz konkret merkt, welche Folgen sein Tun oder sein Unterlassen hat, hat einen völlig anderen Bezug zu zukunftsorientiertem Leben als der, der alles das nur aus den Nachrichten kennt".
 

Auf den Seiten der HGB-Stiftung sind Informationen, Interviews, die Pressemitteilungen und weitere Details auch auf Englisch abrufbar.

IWS_2024_Preisträger
(Erstellt am 17. Oktober 2024)