75. Mosbacher Kolloquium der GBM zum Thema Mikrobiom

Seit 1950 veranstaltet die GBM jährlich ein mehrtägiges internationales Mosbach-Kolloquium zu einem aktuellen Schwerpunktthema, 2024 zum Mikrobiom. Empfang mit Oberbürgermeister Stipp.

Empfang für die GBM, (c) Stadt Mosbach

Die Gesellschaft für Biochemie und Molekularbiologie (GBM) ist die größte biowissenschaftliche Fachgesellschaft Deutschlands. Mit rund 5.000 Mitgliedern engagiert sie sich für die Interessen aller, die in den dynamischen und zukunftsträchtigen Disziplinen zwischen Chemie, Medizin und Biologie arbeiten und forschen - vom Professor bzw. Professorin bis zu Studierenden im ersten Semester. Seit 1950 veranstaltet die GBM jährlich in Mosbach eine mehrtägige internationale Tagung zu einem aktuellen Schwerpunktthema. Zum Auftakt lädt die Stadt Mosbach am Abend vor Tagungsbeginn traditionell zu einem Empfang im historischen Rathaus ein, bei dem Oberbürgermeister Julian Stipp, Wirtschaftsförderer Fabian Weiß und GBM-Präsident Prof. Dr. Volker Haucke die Gäste begrüßen (Foto).
 

Eine gebackene 75 zum Jubiläum, (c) Stadt Mosbach

Dieses Jahr wird sich das 75. Mosbacher Kolloquium vom 20. bis 23. März im Kultur- und Tagungszentrum Alte Mälzerei der Charakterisierung und Modifikation des Mikrobioms widmen und damit der Gesamtheit der Mikroorganismen, die auf und in menschlichem Körper leben. Die Organisator*innen haben das Mosbacher Kolloquium 2024 so konzipiert, dass es möglichst viele wichtige Aspekte der aktuellen Forschung zum menschlichen Mikrobiom und mehr abdeckt. Die eingeladenen Referent*innen repräsentieren die ganze Bandbreite des Fachgebiets - von Spitzentechnologien bis hin zu präklinischen Anwendungen. Jede der fünf Tagungseinheiten beginnt mit einer umfassenden zehnminütigen Einführung durch eine*n Vorsitzende*n. Dieser Chair zeigt konzeptionelle Zusammenhänge zwischen den Vorträgen auf und hebt die Bedeutung des jeweiligen Themas für ein breites Publikum hervor. Auf die Einführung folgen drei bis fünf wissenschaftliche Vorträge. Jede Session umfasst einen kurzen "Early Career Talk" eines Nachwuchswissenschaftlers bzw. einer Nachwuchswissenschaftlerin, der/die während seiner/ihrer Promotion mindestens eine Erstautorenarbeit veröffentlicht hat.
 
Das Mosbacher Kolloquium 2024 soll auch jungen Wissenschaftler*innen mit unterschiedlichem Hintergrund einen Überblick vermitteln und sie für die Mikrobiom-Forschung begeistern. Die Nachwuchsorganisation der GBM, die Junior-GBM, war aktiv an der Organisation der Konferenz beteiligt und wird die Chairs der Session 5 stellen. Ein weiterer wichtiger Teil der Tagung sind Kurzvorträge von Nachwuchsforschenden, die aus den eingereichten Abstracts ausgewählt wurden. Das Programm umfasst außerdem drei Postersessions, die Promovierenden und Postdocs die Möglichkeit bieten, ihre Forschungsarbeiten zu präsentieren und mit internationalen Expert*innen zu diskutieren. Außerdem wird die Junior GBM mehrere "Meet the Prof"-Sessions organisieren, eine Plattform für informelle Gespräche zwischen jungen und etablierten Wissenschaftler*innen.
 
Insgesamt wird das Mosbacher Kolloquium 2024 ein breites Spektrum an Themen in einem der sich am schnellsten entwickelnden Bereiche der Molekularbiologie und Medizin abdecken. Auf der Tagesordnung stehen die bedeutendsten Persönlichkeiten des Fachgebiets, die die gesamte Bandbreite der Mikrobiomforschung von Spitzentechnologien bis hin zu präklinischen Anwendungen widerspiegeln.
 
Im Rahmen des Mosbacher Kolloquiums vergibt die GBM drei Preise für Nachwuchswissenschaftler*innen: Den Bayer Pharmaceuticals Promotionspreis und den GBM Promotionspreis (beide mit 1.500 Euro dotiert), sowie den Otto-Meyerhof-Preis für eine*n herausragende*n Nachwuchswissenschaftler*in, der gemeinsam mit Boehringer Ingelheim vergeben wird und mit 5.000 Euro dotiert ist. Die Feodor Lynen-Medaille der GBM wird im Rahmen des Kolloquiums an Julia Vorholt (Zürich, CH) verliehen. Das Hauptinteresse ihres Labors gilt der Frage, wie die bakterielle Physiologie durch die Umwelt beeinflusst wird, wobei der Schwerpunkt auf der pflanzlichen Mikrobiota liegt. Im Mosbacher Kolloquium wird sie über "Reverse Engineering of Plant Microbiomes" sprechen. Last but not least wird die GBM zusammen mit dem Sponsor Elsevier und dessen Zeitschrift BBA ihre prestigeträchtige Otto-Warburg-Medaille an Johannes Buchner von der Technischen Universität München verleihen. Er erhält die Auszeichnung in Anerkennung seiner grundlegenden Beiträge zur Proteinstrukturbildung und zur Rolle der Chaperone.
 
Nähere Informationen sowie das aktuelle Programm finden sich unter www.mosbacher-kolloquium.org.

GBM-Kolloquium

Tagungsthema Mikrobiom: „The Microbiome – From Understanding to Modulation:
Die komplexen Wechselwirkungen zwischen Krankheitserregern, unserem Immunsystem und der großen Ansammlung von kommensalen Bakterien, die den Darm und andere Teile des menschlichen Körpers besiedeln, haben einen großen Einfluss auf das menschliche Wohlbefinden. Unser eigenes Mikrobiom umfasst eine Vielzahl von Mikroben, allein der Darm beherbergt mehr als 1.000 Bakterienarten. Was wir nun benötigen, ist ein Verständnis ihres individuellen und ihres synergistischen Einflusses auf die menschliche Gesundheit und Krankheit, was durch die Modulation der Funktionen dieser Mikroben auf der Spezies-Ebene erreicht wird. Darüber hinaus gibt es viele andere mikrobielle Gemeinschaften, deren Bedeutung sich gerade erst herauskristallisiert.
 
In den letzten Jahren wurden zahlreiche hochmoderne systematische Technologien entwickelt, die viele der Probleme lösen, die uns in der Vergangenheit daran gehindert haben, die große Zahl der in natürlichen Gemeinschaften vorkommenden Mikroben, die keine Modellorganismen sind, zu untersuchen. Hochdurchsatz-Kultivierungs- und Identifizierungsverfahren revolutionieren unsere Möglichkeiten, Arten einer Gemeinschaft systematisch zu identifizieren, große Arten- und Stammsammlungen anzulegen und stabile komplexe Gemeinschaften zu kultivieren. Ergänzt werden diese Ressourcen durch neue systembasierte mikrobiologische Ansätze, eine umfassende Phänotypisierung und neuartige genetische Werkzeuge, die alle Möglichkeiten bieten, beispiellose Einblicke in die Genfunktion und -organisation zu gewinnen und das Verhalten von Gemeinschaften zu untersuchen.
 
Computergestützte und KI-basierte Ansätze (z. B. Strukturvorhersagen) verändern unsere Möglichkeiten, Proteinfunktionen und -interaktionen vorherzusagen, während fortschrittliche In-situ-Strukturbiologie (z. B. CryoEM-Tomographie) es uns ermöglicht, neuartige makromolekulare Komplexe von Nicht-Modellarten in Aktion zu beobachten. Und schließlich hat sich unsere Fähigkeit, einzelne Darmspezies innerhalb des Wirts zu verfolgen, ihre Interaktionen und Evolution zu untersuchen und ihre Merkmale aufzuzeichnen, in den letzten Jahren exponentiell verbessert. Insgesamt haben diese Technologien ein neues Fenster für die Untersuchung der Funktion geöffnet, die Mikroben in der natürlichen Umwelt, in unserem Körper und in der Biomedizin haben. Zudem ermöglichen sie die Entschlüsselung der ursächlichen genetischen Elemente, die diesen Funktionalitäten zugrunde liegen.